Die Amphibienleitanlage im Bereich der Holmer Teiche
Ergebnisse der Akzeptanzkontrolle 2008

Im Sommer 2006 ist an der Kreisstraße K 28 im Bereich der Holmer Teiche nach über 25 Jahren frühjährlicher Krötenzaunbetreuung endlich das Amphibienleitsystem (ALS) eingebaut worden – ein riesiger Fortschritt ! Jetzt ist nicht nur die Anwanderung der Alttiere zu ihren Laichgewässern geschützt, sondern auch die Abwanderung der frisch umgewandelten Jungtiere und die Rückwanderung der Adulten in die Sommer- bzw. Winterlebensräume. Und natürlich nutzen nicht nur Amphibien diese moderne (Unter-)Querungshilfe.

Allerdings stellt solch ein technisches Bauwerk auch einen großen Eingriff in das Wanderungsgeschehen der Lurche dar. Die Wanderung selbst wird ja durch eine Vielzahl von Faktoren gesteuert und die Tiere müssen hier an der Straße auf gewaltige Veränderungen ihres Lebensraumes reagieren und sich letztlich daran gewöhnen.

Um die Annahme der Leitanlage auf die Amphibien zu überprüfen, wurde im Frühjahr 2007 eine sog. Funktionskontrolle und im vergangenen Jahr, also im Jahr 2 nach dem Bau des ALS, eine Akzeptanzkontrolle durchgeführt.

Während der Funktionskontrolle wurde geprüft, inwieweit noch Schwachstellen gegeben waren, etwa

  • fehlende Umkehrprofile an den Enden des ALS, die ein Auswandern der Tiere ermöglichten,
  • nicht verschlossene Fugen zwischen den Bauteilen, in denen sich die Amphibien verstecken konnten,
  • ungünstig ausgeformte (Silikon-)Kehlen zwischen zwei Betonelementen, die ein Überwinden der Leitwand möglich machten sowie
  • Aus- und Unterspülungen an verschiedenen Stellen usw.

Alle diese Mängel sind zwischenzeitlich nachgearbeitet worden.

Für die Akzeptanzkontrolle im Jahr 2008 musste allerdings nochmals ein Zaun gestellt werden. Wie Abb. 1 zeigt, jetzt aber etwa 50 m östlich der Straße im Wald. Hier wurden die anwandernden Tiere (in Abb. 2 von links kommend) erfasst, d.h. in Eimern gefangen, gezählt und über den Zaun gesetzt, so dass sie ihre Wanderung fortsetzen konnten.

 

Abb. 1: Lage des Zaunes sowie die Nummerierung der eingesetzten
Fangeimer am Amphibienleitsystem an den Holmer Teichen

Abb. 2: Fangzaun im Wald östlich der K 28, Blick nach Süden
(im Hintergrund ein ‚Deich’ des südlichen Weselbacharmes)

 

Wenn sie einen der fünf (von insgesamt zehn) der in die Untersuchung einbezogenen Tunnel unter der K 28 durchquert hatten, landeten sie abermals in einem Fangeimer (s. Abb. 3). So konnte bestimmt werden, welcher Anteil der im Wald registrierten Amphibien die Leitanlage tatsächlich genutzt hatte.

 

Abb. 3: Fangeinrichtung hinter Tunnel 7

 

Abb. 4 gibt den zeitlichen Verlauf der Anwanderung im Wald und die Nutzung der Tunnel der Leitanlage an der K 28 wieder. Es zeigt sich, dass diese an beiden Stellen sehr gleichsinnig geschieht, und mit einem absoluten Maximum am 22. Februar.

 

Abb. 4: Wanderungsaktivitäten im Wald und am ALS im Bereich der Holmer Teiche

 

Im Wald wurden so 2.342 Exemplare registriert, in den Eimern hinter den Tunneln 1.798. Damit haben insgesamt 76,8 % der Amphibien die Leitanlage genutzt. Nach Aussage von Richard Podloucky vom NLWKN (Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) werden die Ergebnisse dann als positiv gewertet, wenn mehr als 75 % Durchwanderer zu verzeichnen sind - und das ist an der K 28 im Bereich der Holmer Teiche gegeben.

Interessant ist allerdings die Tatsache, dass auf Artniveau doch z.T. große Unterschiede in der Nutzung des ALS zu beobachten sind. Wie Abb. 5 zeigt, wandern die Grasfrösche zu über 94 % durch die Tunnel, während es bei den Moorfröschen etwa 80 % sind – und bei den kleinen Molchen (das sind die in Landtracht schwer zu unterscheidenden Arten Teich- und Fadenmolch) nur knapp 27 %. Das scheint aber überall ähnlich zu sein (Podloucky mdl.).

 

Abb. 5: Akzeptanz der Tunnel des ALS durch die einzelnen Arten
(Kammmolch, kl. Molche = Teich- und Fadenmolch, Knoblauchkröte, Erdkröte, Grünfrosch, Grasfrosch und Moorfrosch)

 

Wenn man von 2.342 Lurchen im Wald und 1.798 am ALS ausgeht, kann man fragen, wo die „fehlenden“ Tiere geblieben sind. Hier gibt es eine Reihe von möglichen Gründen:

  • erfasst werden konnten immerhin 56 Umkehrer (= 2,4 %) (die sich in Eimern an der Zaunrückseite im Wald einfanden),

  • ein Teil der Tiere ist vermutlich im „ausgezäunten“ Bereich verblieben (oder später gewandert),

  • ein Teil ist von Fressfeinden dezimiert worden oder anderswie zu Tode gekommen,

  • ein Teil ist über den Zaun im Wald durch rückwärtiges Überklettern entkommen oder

  • ist im unmittelbaren Bereich der Ufer der beiden in die Auszäunung einbezogenen Weselbacharme (vgl. Abb. 1) ausgewandert (weil hier natürlich nicht 100 %ig gesperrt werden konnte),

  • einige Tiere konnten aus den Fangeimern am ALS entweichen oder

  • sind einfach über die Straße getragen worden, ohne als möglicher Nutzer des ALS gezählt werden zu können (methodischer Fehler bei Eimer 24).

Und – nicht zuletzt – es gab einen registrierten Todfund auf der Straße, und zwar im mittleren Bereich der Leitanlage (bei Tunnel 6), wo drei Wirtschaftswege (aus dem Wald bzw. der gegenüberliegenden Teichanlage) an die Kreisstraße stoßen. Diese sind zwar durch sog. Stopprinnen gesichert, es kann aber offensichtlich passieren, dass - etwa bei starker Nutzung durch holzabfahrende LKWs – so viel Erde, Rindenstücke etc. auf den Trägern zu liegen kommen, dass diese durch Kletterkünstler überwunden werden können. Dies ist im Berichtszeitraum allerdings nur einer einzigen Erdkröte gelungen.

Wie geht es weiter ? 
Nach der Funktionskontrolle im Jahr 2007 und der oben beschriebenen Akzeptanzkontrolle 2008 wird die Akzeptanzkontrolle im Jahre 2010 nochmals wiederholt, im Jahr 4 nach dem Bau des Amphibienleitsystems an der K 28 im Bereich der Holmer Teiche. Es ist dann sicher davon auszugehen, dass sich ein noch höherer Anteil der landesweit bedeutsamen Amphibienpopulation der Holmer Teiche an die Tunnel gewöhnt haben wird.

Es wird zu gegebener Zeit darüber zu berichten sein.

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