Ergebnisse der Krötenwanderung im Bereich der Holmer Teiche 
(Frühjahr 2001)

Wie in den Jahren zuvor war im vergangenen Frühjahr im Bereich der Holmer Teiche ein Krötenzaun gestellt, um zu verhindern, daß die aus dem Winterquartier über die Kreisstraße in die Laichgewässer anwandernden Lurche kurz vor dem Ziel dem Straßenverkehr auf der K 28 zum Opfer fallen. So konnten in der Zeit vom 9. Februar bis 23. April insgesamt 7458 Tiere gerettet werden, indem sie in Eimern abgefangen und von ehrenamtlichen Helfern über die Straße befördert wurden.

7458 Individuen – das ist die zweithöchste Zahl, die jemals in Holm nachgewiesen worden ist. Sie verteilt sich auf drei Molch-, zwei Kröten- und vier Frosch-, in der Summe immerhin neun Arten.

Wie die folgende Tabelle ausweist, gelten von diesen in Niedersachsen fünf Arten als gefährdet, ebenfalls fünf Arten finden sich als stark gefährdet, gefährdet oder als Art der Vorwarnliste in der Roten Liste der Bundesrepublik.

 

Tab. 1: Liste der im Jahr 2001 am Krötenzaun an den Holmer Teichen nachgewiesenen Amphibienarten mit Angaben zum Gefährdungsgrad nach Roter Liste Niedersachsen bzw. Bundesrepublik sowie zur Gesamtsumme [Gefährdungskategorien: 2: stark gefährdet, 3: gefährdet; V: Art der Vorwarnliste]

Art (dt.)

Art (lat.)

NDS

BRD

Summe

Kammolch

Triturus cristatus

3

3

572

Fadenmolch

Triturus helveticus

3

-

790

Teichmolch

Triturus vulgaris

-

-

Knoblauchkröte

Pelobates fuscus

3

2

25

Erdkröte

Bufo bufo

-

-

1111

Moorfrosch

Rana arvalis

3

2

2625

Grasfrosch

Rana temporaria

-

V

1960

Teichfrosch

Rana kl. esculenta

-

-

375

Seefrosch

Rana ridibunda

3

3

 

Es zeigt sich, daß der Moorfrosch immer noch die individuenreichste Art ist, daß bei den anderen Arten aber gegenüber dem Vorjahr z.T. starke Zuwächse zu verzeichnen sind. So hat etwa die Knoblauchkröte um 500 % zugelegt - allerdings lediglich mit einem absoluten Anstieg von fünf auf 25 Exemplare.

Der Anteil des Kammolches, der als Art des Anhanges II der FFH-Richtlinie einem besonderen Schutz unterliegt, ist gegenüber dem Vorjahr leicht gesunken, mit insgesamt 572 Exemplaren aber immer noch erfreulich hoch.

 

Zeitliche Wanderungsschwerpunkte

Wie die nachfolgende Grafik zeigt, verlief die Anwanderung der Amphibien im Untersuchungszeitraum nicht kontinuierlich, sondern deutlich wellenartig.

 

Abb. 1: Wanderungsaktivitäten der Amphibien am Krötenzaun im Bereich der Holmer Teiche im Jahr 2001
(y-Achse: Anzahl der Individuen)

 

Der Wanderungsbeginn lag - wie in den Vorjahren - vergleichsweise früh. Während an den ersten Abenden nur Einzeltiere beobachtet wurden, wanderten am 12. Februar 322 Exemplare an, so daß in der ersten Woche immerhin 5 % der insgesamt am Zaun angekommenen Individuen nachgewiesenen wurden. Im Zeitraum vom 16. bis 21. Februar fanden sich knapp 300 Tiere in den Eimern.

Danach herrschte 14 Tage Wanderruhe, bevor die Zahlen in der zweiten Märzwoche gewaltig in die Höhe gingen. Innerhalb von nur zwei Tagen resp. Nächten schnellten die Zahlen von null auf über 1450 Tiere an – am 9. März wurden 1456 Lurche gezählt, am 10. März sogar 1762 - das bisher insgesamt höchste Ergebnis in einer Nacht, am 11. nochmals 1094 Individuen.

Damit wurden in nur drei Nächten fast 60 % aller Molche, Kröten und Frösche am Zaun abgefangen und über die Straße getragen.

Bei diesen Größenordnungen wird auch absolut deutlich, wie dramatisch sich die Situation ohne Zaun bzw. ohne Krötentunnel auf eine Population auswirken kann, wenn - wie in Holm - entsprechender Verkehr auf der Straße rollt.

Im Zeitraum vom 8. – 19. März wanderten insgesamt 70 % der Tiere an, ab 29. März nochmals 20 % (1493 Ex.), wobei hier ‚nur‘ mehr Größenordnungen von maximal 317 Tieren erreicht wurden.

Am 15. April - in der Rückschau gut zu erkennen - war die Laichwanderung praktisch abgeschlossen.

 

Vergleich mit den Vorjahren

Interessant ist der Vergleich mit den Daten der Vorjahre, soweit diese noch vorliegen und auswertbar sind (vgl. Tab. 2).

 

Tab. 2: Nachweise von Molchen, Kröten und Fröschen am Krötenzaun an den Holmer Teichen im Zeitraum 1991 - 2001 (* = ohne die Zahlen der Stadt Buchholz)

Jahr

Molche

Kröten

Frösche

Summe

 

abs.

%

abs.

%

abs.

%

 

1991

125

6,7

982

52,7

756

40,6

1863

1992

289

12,4

963

41,4

1072

46,1

2324

1993

555

11,6

834

17,4

3391

70,9

4780

1994

268

9,9

660

24,5

1767

65,6

2695

1995

136

13,7

161

16,2

696

70,1

993

1996

171

27,9

95

15,5

346

56,5

612*

1997

356

30,0

215

18,1

617

51,9

1188

1998

1202

25,2

351

7,3

3226

67,5

4779

1999

2224

27,1

553

6,7

5431

66,2

8208

2000

1298

20,8

844

13,5

4112

65,8

6254

2001

1362

18,3

1136

15,2

4960

66,5

7458

 

Bemerkenswert in dieser Aufstellung ist die über die Jahre zu beobachtende Verschiebung der einzelnen Gruppen. So wurden Anfang der 90er Jahre offensichtlich im Verhältnis wesentlich mehr Kröten - sprich: Erdkröten - gefunden, während ihr Anteil im Berichtsjahr wohl weiter leicht ansteigt, aber erst wieder bei gut 15% liegt. Der Anteil der Molche ist gegenüber den Vorjahren nochmals (leicht) zurückgegangen, während die Frösche (überwiegend Moor- und Grasfrosch) zwei Drittel aller nachgewiesenen Individuen stellen.

 

Wir brauchen einen dauerhaften Schutz der Amphibien !

Die in den Berichten mit den Ergebnissen der Vorjahre angesprochene Bedeutung der Holmer Teiche und ihrer Umgebung mit dem Nachweis von insgesamt 15 Lurch-Arten - auch wenn im Jahr 2001 ‘nur’ neun Arten in den Fangeimern vorgefunden wurden - konnte nicht nur bestätigt, sondern bemerkenswert deutlich untermauert werden. Mit 7458 erfassten Exemplaren stellt dieser Bereich auch aus landesweiter Sicht einen außerordentlich wertvollen Amphibien-Lebensraum dar.

Die im Jahr 2001 festgestellte Zahl von 572 Individuen des Kammolches, der als Anhang II-Art der Flora-Fauna-Habitat-(FFH-)Richtlinie einen besonderen europaweiten Schutz genießt, unterstreicht die Bedeutung der Holmer Teiche ebenfalls. In Anhang IV der FFH-Richtlinie finden sich neben dem Kammolch auch Knoblauchkröte, Kreuzkröte, Laubfrosch, Kleiner Teichfrosch und Moorfrosch.

Die generelle Bedeutung der Holmer Teiche lässt sich kurz zusammenfassen:

  • Das Gebiet der Holmer Teiche liegt innerhalb der Grenzen eines (gemeldeten) FFH-Gebietes und ist damit Bestandteil eines europaweiten Schutzgebietssystems.

  • Die Population des Kammolches an den Holmer Teichen (mit im Jahre 1999 nachgewiesenen 648 Exemplaren) ist als – aus landesweiter Sicht – „sehr groß" und – bei über 1000 Vorkommen in Niedersachsen – als eines der fünf größten im Lande bzw. als zweitgrößtes in der naturräumlichen Region ‚Lüneburger Heide‘ zu charakterisieren (Aussage von Herrn Podloucky vom Niedersächsischen Landesamt für Ökologie).

  • Die aus landesweiter Sicht „hervorragende Bedeutung" der Holmer Teiche und der angrenzenden terrestrischen Lebensräume wird vom Niedersächsischen Landesamt für Ökologie / Herrn Podloucky mit Schreiben vom 10.3.2000 an den Landkreis Harburg / Untere Naturschutzbehörde hervorgehoben.

Es bleibt aber immer wieder und mit zunehmender Deutlichkeit daran zu erinnern, daß der von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern betreute, an der Ostseite der Straße aufgestellte Zaun nur ein Provisorium darstellen kann. Zum einen darf nicht davon ausgegangen werden, daß die Bereitschaft der Helfer, die z.T. schon jahr(zehnt)elang am Zaun mitwirken, weiterhin gegeben bleibt. Zum anderen würde durch eine festinstallierte Amphibienschutzeinrichtung - und genau dahin zielen die Forderungen aus naturschutzfachlicher Sicht - nicht nur die durch den Straßenverkehr ungefährdete Anwanderung zum Laichgewässer möglich sein, sondern auch die (Rück-)Wanderung der Tiere in den Sommer- bzw. Winterlebensraum. Zudem wäre auch die Abwanderung der frisch metamorphosierten Jungtiere sichergestellt, die in hohen Stückzahlen an und auf die Straße gelangen (sog. ‘Krötenregen’), ob ihrer geringen Größe aber zumeist nicht einmal wahrgenommen werden.

Berichte mit den Ergebnissen der vergangenen Jahre sind u.a. an die Stadt Buchholz, an den Kreis, an die Bezirksregierung und an das Niedersächsische Landesamt für Ökologie versandt worden, um die Gefährdung der Amphibienpopulation der Holmer Teiche auch quantitativ zu belegen. Allen für den Naturschutz zuständigen Stellen ist die herausragende Bedeutung dieses Bereiches bekannt und die Notwendigkeit ihrer nachhaltigen Sicherung bewußt.

Es wäre unbedingt zu begrüßen, wenn im Rahmen der anstehenden Erneuerung der K 28 ein festinstalliertes Amphibienleitsystem konzipiert werden könnte. Man kann wohl davon ausgehen, daß knapp 1800 Tiere während einer einzigen Nacht - wie am 10. März des Berichtsjahres - neben dem hohen Gefährdungspotential für die Lurch-Population der Holmer Teiche auch ein Problem der Verkehrssicherheit darstellen.

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